Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Institut für Slawistik und Hungarologie

Dževad Karahasan (Graz, Sarajevo)

Siegfried-Unseld-Gastprofessor im WS 2009/2010

Dževad Karahasan lebt in Graz und Sarajevo. Er studierte Theaterwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft in Sarajevo und promovierte in Zagreb mit einer Arbeit über den kroatischen Schriftsteller Miroslav Krleža. An der Akademie für Szenische Künste der Universität Sarajevo lehrt er Dramaturgie und Dramengeschichte. 1993 war er Gastdozent an der Universität Salzburg und später als Lektor in Göttingen tätig. 1995 hielt er sich als DAAD-Stipendiat in Berlin auf, 1997 war er Stadtschreiber von Graz. 2004 bekam er den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Auf Deutsch sind von ihm erschienen: Tagebuch der Aussiedlung,  Klagenfurt: Wieser 1994; Der östliche Diwan, Klagenfurt: Wieser 1994; Königslegenden, Berlin: Galrev 1996; Schahrijârs Ring, Berlin: Rowohlt 1997; (gemeinsam mit Herbert Gantschacher) Formen des Lebens, Wien: edition selene,  1999; Die Fragen an den Kalender, Essays, Aufsätze, Reden, Wien: edition selene 1999; Sara und Serafina, Berlin: Rowohlt 2000; Das Buch der Gärten: Grenzgänge zwischen Islam und Christentum, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2002; Der nächtliche Rat, Frankfurt am Main: Suhrkamp  2006; Berichte aus der dunklen Welt, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2007.

Mit einer Vorlesung zur Poetik des Dramas, einem Seminar zu Geschichte und Theorie der Dramatik sowie einer Werkstatt zum Verfassen dramatischer Texte bereicherte Dževad Karahasan das literaturwissenschaftliche Programm der slawistischen Studiengänge sowie des komparatistischen Masterstudiengangs Europäische Literaturen an der Philosophischen Fakultät II der HU.

Die Antrittsvorlesung von Dževad Karahasan fand am 12.11.2009 um 18.00 Uhr im Collegium Hungaricum Berlin, Dorotheenstr. 12, statt. Sie behandelte das Thema:

Čechov als Komödienschreiber

 

Anton P. Čechov hat seine Stücke als Komödien angesehen. Die Möwe und Der Kirschgarten hat er so auch bezeichnet; der erste Regisseur dieser Stücke, Konstantin S. Stanislavskij, hat sie hingegen als emotionsgeladene Dramen inszeniert. Seither wird darüber diskutiert, wie sich das Čechovsche Drama zur Komödie verhält. In diesem Vortrag wird der Versuch unternommen, ausgehend von unterschiedlichen Lehren über das Lachen und das Komische, die am Beginn der europäischen Theorie stehen, Čechovsche Stücke als "Komödien des Mitgefühls" zu deuten und damit die besondere Stellung seiner Dramen in der europäischen Tradition zu definieren.