Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Institut für Slawistik und Hungarologie

Humboldt-Universität zu Berlin | Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät | Institut für Slawistik und Hungarologie | Mitarbeiter/innen | Herr Prof. Dr. Roland Meyer | Korpuslinguistik und diachrone Syntax: Subjektkasus, Finitheit und Kongruenz in slavischen Sprachen

Korpuslinguistik und diachrone Syntax: Subjektkasus, Finitheit und Kongruenz in slavischen Sprachen

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DFG-Sachbeihilfe, HU Berlin und Universität Regensburg, 03/2013-02/2016
Projekt-Team Deutschland:

(Verantwortlicher Projektleiter)

(Projektleiter Regensburg)

  • Dr. Olesia Lazarenko
  • Aleksej Tikhonov
Korpora
Kooperationspartner/innen:
Institut za hrvatski jezik i jezikoslovije, Kroatien
  • Sanja Perić Gavrančić
  • Marijana Horvat
Universität Tromsø, Norwegen
Universität Uppsala, Schweden
Nationale Akademie der Wissenschaften der Ukraine
Taras-Ševčenko-Universität Kiev, Ukraine
Iwan-Franko-Universität Žytomyr, Ukraine
 
Projektbeschreibung:

Das Auftreten von Nominativ-Kasus am Subjekt und die Merkmalsübereinstimmung (Kongruenz) mit einem finiten Prädikat hängen in vielen Sprachen so eng miteinander zusammen, dass ihre Verbindung in Analysen teils axiomatisch verankert wurde. Nicht nur in slavischen Sprachen gibt es jedoch Phänomene, die von diesem Standardfall abweichen und die daher für die Theorie der Subjekteigenschaften und der Kasuslizensierung besonders aufschlussreich sind.

Das Projekt hat zum Ziel, die Entstehung und Entwicklung solcher nicht-kanonischer ("peripherer") Instanzen von Subjektkasus in der Geschichte slavischer Sprachen aufzuklären. Dabei werden aktuelle korpuslinguistische Methoden eingesetzt und weiterentwickelt. Das Vorhaben schließt an die erste Förderungsphase des Projekts an, in der die overte vs. Nullrealisierung von Subjekten im Vordergrund gestanden hatte. Ausgehend von den bisher sekundär bearbeiteten sog. Dativ-Subjekten, soll jetzt der Gesamtzusammenhang der Kasus-/Finitheitsproblematik vertieft werden. Damit wäre eine Analyse der Grammatikalisierung nicht-kanonischer Subjekte in slavischen Sprachen im Hinblick auf alle wichtigen Oberflächeneigenschaften erreicht. Zu untersuchen sind einerseits Nominativ-Argumente bei fehlender bzw. defektiver Finitheit und Kongruenz: Nominative beim Infinitiv im Tschechischen sowie historisch bzw. dialektal im (Nord-)Russischen; Nominativ-Argumente bei inkongruenten, in den Finitheitsmerkmalen teilweise neutralisierten Passiv-Partizipien (Resultativa) im Alt- und Mittelrussischen und entsprechende Entwicklungen im Polnischen und Ukrainischen. Andererseits geht es um nicht-nominativische Subjekte (sog. quirky subjects) im Russischen und im BKS; da letztere teilweise auch in Konstruktionen der ersteren Gruppe auftreten und dort mit Nominativen um den Subjektstatus konkurrieren, sind beide Seiten der Medaille nur gemeinsam zu analysieren. Frühere Annahmen zu nominativischen Objekten sind dabei theoretisch und empirisch zu prüfen.

In der laufenden Projektphase soll die sprachliche Vergleichsgrundlage auf das Ukrainische und das Bosnisch/Kroatisch/Serbische (BKS) ausgedehnt werden, welche im Hinblick auf das Projektthema besonders wichtige Phänomene bei Resultativ- und Modalkonstruktionen aufweisen. Die notwendigen diachronen Korpora mit Annotationen können aufgrund vorhandener Ressourcen und der Erfahrungen der ersten Projektphase zuverlässig bereitgestellt werden.

Das Projekt will Beiträge zur slavistischen und allgemein-linguistischen Forschung in den Bereichen Subjekt, Finitheit und Kongruenz, Modalität und Passiv leisten. Durch die Realisierung digitalisierter, annotierter Quellen (Korpora) mit öffentlichem Online-Zugang sowie durch die konsequente Umsetzung quantitativer Verfahren soll zudem ein Methodenfortschritt für die diachrone Linguistik in den slavischen Sprachen und darüber hinaus erreicht werden.