Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Institut für Slawistik und Hungarologie

Über das Fachgebiet

Fachgebiet für Westslawische Sprachen

Zu den heutigen westslawischen Standardsprachen zählen das Polnische, das Tschechische, das Slowakische, das Ober- und Niedersorbische. Westslawen sind unsere unmittelbaren östlichen Nachbarn (bzw. im Falle des Sorbischen gar unsere Landsleute), die mit uns seit vielen Jahrhunderten zum gemeinsamen mitteleuropäischen Kulturraum gehören – und inzwischen seit mehr als einer Dekade auch zur Europäischen Union. Das eröffnet besondere Möglichkeiten des sprachlichen und kulturellen Austausches, der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und der beruflichen Qualifikation. Das Fachgebiet vertritt die Westslawischen Sprachen in möglichst großer Vielfalt in der sprachwissenschaftlichen Forschung und Lehre. Der praktische Sprachunterricht in Polnisch, Tschechisch und Slowakisch ist ihm organisatorisch zugeordnet.

Studium

Über das Studium des Polnischen, Tschechischen und Slowakischen an der Humboldt-Universität können Sie sich hier genauer informieren:

Polnisch studieren

Tschechisch studieren

Slowakisch studieren

Das Fachgebiet bedient die BA-Studiengänge „Slawische Sprachen und Literaturen (Tschechisch/Slowakisch und Polnisch)“, ferner ist es an den MA-Studiengängen „Slawische Sprachen“ und „Kulturen und Literaturen Mittel- und Osteuropas“ beteiligt.

Forschung

Das "Leitmotiv" unserer Forschungstätigkeit bildet das Verhältnis zwischen empirischen sprachlichen Phänomenen und linguistischer Theoriebildung – v.a. mit Blick auf die westslawischen Sprachen, aber auch darüber hinaus. Dabei untersuchen wir eine große Vielfalt von Themen, die von aktuellen Methoden des Fremdsprachenlernens bis hin zur historischen Syntax reicht. Einige unserer aktuellen Forschungsthemen sind:

Sprachtechnologie und Korpuslinguistik

In diesem zukunftsträchtigen Bereich arbeiten wir u.a. an der automatischen Analyse historischer Wortformen (Tagging, s. etwa die altkirchenslawische Online-Morphologie – Roland Meyer); an einem deutsch-polnischen Kollokationswörterbuch (gemeinsames Projekt mit der Universität Wrocław, Hanna Burkhardt); an digitalen historischen Textsammlungen des Russischen und Polnischen (s. RRuDi und PolDi; Roland Meyer mit DFG-Projekt); an der Erschließung alt- und mittelpolnischer Texte (Kurationsprojekt CLARIN-D; Roland Meyer); an einem russischen Korpus des kindlichen Spracherwerbs (mit Sabine Stoll, Universität Zürich); an einem mehrsprachigen Parallelkorpus übersetzter Prosatexte (ParaSol) (mit Ruprecht von Waldenfels, Universität Bern).

Sprachkontakt und slawisch-deutsche Mehrsprachigkeit

Der lange und teils sehr intensive Kontakt mit dem Deutschen zeigt sich in der Westslawia besonders an den zahlreichen Lehnwörtern, z.T. auch an lautlichen Veränderungen, und an verschiedenen syntaktischen Konstruktionen (haben-Perfekt, Verbstellung, Pronominagebrauch u.a.). Aktuell tauchen solche und ähnliche Phänomene in Sprachgebrauch slawisch-deutscher Mehrsprachiger auf, von denen es in Berlin bekanntlich viele gibt. Wir erheben in studentischen Projekten Interviews mit Mehrsprachigen und werten sie sprachwissenschaftlich aus. (Hanna Burkhardt, Roland Meyer)

Diachrone Syntax slawischer Sprachen

Im Forschungsprojekt "Korpuslinguistik und diachrone Syntax: Subjektkasus, Finitheit und Kongruenz in slawischen Sprachen" wird untersucht, wie sich verschiedene Passiv- und Impersonalkonstruktionen im Russischen, Polnischen, Ukrainischen und Bosnisch/Kroatisch/Serbischen historisch entwickelt haben. Außerdem geht es um Nominative mit Infinitiv im Tschechischen. (Roland Meyer, Iryna Parkhomenko, Uliana Yazhinova, Alexej Tikhonov).

Sprachtypologie

Hier erforschen wir die Eigenschaften westslawischer Sprachen aus sprachvergleichender und typologischer Perspektive (Robert Hammel). In einem aktuellen Projekt (Roland Meyer; Projektleitung: Frank Seifart, MPI Leipzig) werden die Häufigkeiten von Nomina und Verben in sehr unterschiedlichen, z.T. bedrohten, Sprachen untersucht. Aspekte wie Pronominagebrauch und sog. reference tracking sind dabei unmittelbar für die Slawia relevant.

Register, Stil und Sprachkultur

Auf diesem Gebiet, das auch hohe praktische Relevanz besitzt, werden u.a. Nicht-Standardsprachliche Formen des Tschechischen (Robert Hammel) und Stil- und Registervariation im Polnischen (Hanna Burkhardt) untersucht.

Sprachlehrmaterialien und Fremdsprachendidaktik

Am Fachgebiet werden multimediale Lehrmaterialen zum Polnischen (Jan Conrad), Lehrwerke zum Tschechischen und zum Slowakischen (Jana Orieščiková) vorbereitet bzw. weiterentwickelt.

Intonation und suprasegmentale Phonologie

Hier werden Phänomene wie Wortakzent, tonale Hervorhebungen im Satz und das Verhältnis zwischen Satzmelodie und Sprachverwendung untersucht (Robert Hammel, Roland Meyer).