Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Institut für Slawistik und Hungarologie

Profil des Instituts für Slawistik und Hungarologie

Aktuelles Profil

Das Institut für Slawistik und Hungarologie der Humboldt-Universität zu Berlin gliedert sich in die Ostslawistik (Russistik, Ukrainistik), Westslawistik (Bohemistik/Slowakistik, Polonistik), Südslawistik (Bulgaristik, Kroatistik/Serbistik), Didaktik des Russischunterrichts und Translationswissenschaft. Eine Besonderheit des Instituts liegt in der Zuordnung der Hungarologie als einer nicht slawischen Philologie zur Slawistik, ehemals in Form des Seminars für Hungarologie. Das Institut für Slawistik und Hungarologie gehört wie die Institute für Anglistik/Amerikanistik, Romanistik, Klassische Philologie sowie das Institut für deutsche Literatur, das Institut für deutsche Sprache und Linguistik und das Nordeuropa-Institut zur Sprach- und literaturwissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität.

Ein wesentliches strukturelles Spezifikum der Lehre und Forschung in der Slawistik der Humboldt-Universität ist die weitgehende Ausdifferenzierung der slawischen Nationalsprachen, Nationalliteraturen und Nationalkulturen. Dadurch ist es möglich, dass hier neben der Russistik und Slawistik (Russistik in Verbindung mit einer zweiten ost-, west- oder südslawischen Sprache) auch selbstständige Studiengänge in der Bohemistik/Slowakistik, Bulgaristik, Kroatistik/Serbistik, Polonistik und Ukrainistik existieren und Promotionen in den Einzelphilologien möglich sind. Die Hungarologie zeichnet sich durch eine in Deutschland im Bereich hungarologischer Forschung einmalige literatur- und kulturwissenschaftliche Orientierung aus.

Die Einteilung des Forschungs- und Lehrspektrums in ost-, west- und südslawische Philologie widerspiegelt die sprachhistorisch etablierten slawischen Sprachgruppen und ist internationaler Standard in der disziplinären Systematik des Fachs. Die Besonderheit des Instituts für Slawistik und Hungarologie der Humboldt-Universität liegt darin, dass hier einerseits verschiedene Nationalsprachen und Nationalliteraturen in der adäquaten Gründlichkeit und Spezifizierung studiert werden können und andererseits neue, die slawische Differenzierung übergreifende, regionalwissenschaftliche (Master-)Studiengänge erarbeitet werden. Dieses differenzierte Forschungs- und Lehrspektrum überwindet die anachronistische Vorstellung eines geschlossenen slawischen Kulturraums.

Nach dem Strukturplan 2009 der Humboldt-Universität gliedert sich das Institut für Slawistik und Hungarologie in folgende von den Professuren gebildeten Arbeitseinheiten:

W3-Professur für Ostslawische Literaturen und Kulturen (Prof. Dr. Susanne Frank)
W3-Professur für Ostslawische Sprachen (Prof. Dr. Luka Szucsich)
W3-Professur für Westslawische Literaturen und Kulturen (Prof. Dr. Alfrun Kliems)
W1-Professur für Westslawische Literaturen und Kulturen (z.Z. vertreten durch Dr. Manuel Ghilarducci)
W3-Professur für Westslawische Sprachen (Prof. Dr. Roland Meyer)
W2-Professur für Südslawische Sprach- und Kulturwissenschaft (Prof. Dr. Christian Voß)
W2-Professur für Fachdidaktik Russisch (Prof. Dr. Anka Bergmann)
W3-Professur für Ungarische Literatur und Kultur (Prof. Dr. Csongor Lőrincz)

 

Lehre

Am Institut für Slawistik werden z.Z. folgende Studiengänge angeboten:

  • BA Russisch (polyvalent für Lehramts- und weitere Masterstudiengänge)
  • BA Slawische Sprachen und Literaturen (BKMS, Polnisch, Russisch, Tschechisch/Slowakisch, Ukrainisch)
  • BA Ungarische Literatur und Kultur

Auf diesen Bachelorstudiengängen bauen folgende Masterstudiengänge auf: 

  • MA Slawische Sprachen
  • MA Kulturen Mittel- und Osteuropas
  • M.Ed. Russisch (Lehramt)

Außerdem ist das Institut für Slawistik an den Masterstudiengängen Europäische Literaturen und Linguistik beteiligt. 

Als zweite Slawine kann in den MA-Studiengängen Bulgarisch gewählt werden. Zum ostslawischen Belarusisch sowie zum südslawischen Slowenisch werden in bestimmten Intervallen Sprachkurse (keine Studiengänge) angeboten.

Die Sprachlektor*innen des Instituts haben im Februar 2023 ein Leitbild zur Lehre in der Sprachpraxis verfasst.

 

Forschung

In den Literaturwissenschaften gibt es eine von allen Lehrstühlen unterstützte Schwerpunktsetzung auf Geschichte und Ästhetik der literarischen Moderne. Diesem Ziel dient ein gemeinsames Kolloquium der slawistischen Literaturwissenschaften sowie der Hungarologie, das sich komparatistischen Aspekten der Literatur der Moderne in Ost-/Südosteuropa widmet. Diese Forschungen schließen die Problematik der neo- und postmodernen Literaturen ein. Ein besonderes, sich aus osteuropäischer Spezifik ergebendes Problem ist dabei die stalinistische und nachstalinistische Epoche und die unter diesen Bedingungen entstehende inoffizielle Kultur. Neben diesem Schwerpunkt soll es, in diachroner Hinsicht, vor allem darauf ankommen, die an den einzelnen Lehrstühlen vorhandenen Forschungsschwerpunkte zu älteren Perioden (Schwerpunkt 17. und 18. Jhdt.) enger zusammenzuführen.

In systematisch-theoretischer Hinsicht verfolgt das Institut eine Kombination zweier komplementärer Forschungsdesigns: einerseits die Grundlegung in literaturwissenschaftlich-poetologischen Kerndisziplinen, andererseits eine deutliche kulturwissenschaftliche Erweiterung. Was letztere betrifft, so sind hier drei Aspekte zentral: Kultursemiotik (Stereotypenforschung, mythenbildende Funktion von Literatur) Mediengeschichte (Schrift/ Bild, Wort/Ton, intermediale Relationen der Literatur) und Diskursgeschichte (Genderdiskurse; Konvergenz und Divergenz von Literatur- und Naturwissenschaften).

Das Profil der sprachwissenschaftlichen Lehrstühle am Institut für Slawistik und Hungarologie wird durch synchron-sprachvergleichende und typologische Forschungen zur Slavia auf der Basis differenzierter grammatischer, lexikalischer und phonetischer Analysen der ost-, west- und südslawischen Sprachen bestimmt, und zwar des Russischen, Ukrainischen, Polnischen, Tschechischen, Slowakischen, Kroatischen, Serbischen, Bosnischen und Bulgarischen. Die kontrastiven Forschungsprojekte untersuchen eine oder mehrere slawische Sprachen im Vergleich mit dem Deutschen. Sie verfolgen einerseits die Zielsetzung, neue (theoretische) typologisch-charakterologische Erkenntnisse über die slawischen Sprachen zu liefern, und münden andererseits in (praxisbezogene) lexikographische Projekte (Großwörterbuch Deutsch-Russisch, Wörterbuch Kroatisch-Deutsch/Deutsch-Kroatisch, terminologische Glossare zu mehreren slawischen Sprachen), Projekte zur maschinellen Übesetzung Russisch-Deutsch sowie in kontrastive Lehrbuchprojekte.
Die einzelsprachlichen Analysen basieren auf eigenen grammatik-theoretischen, semantischen und pragmatischen Forschungen. Sie werden von soziologischen (Standardologie, Sprachkontakt und Sprachwandel), nominations- und kommunikationstheoretischen Arbeiten flankiert. Auch hier gehen die Forschungsergebnisse in lexikographische Projekte (distinktives Synonymwörterbuch des Polnischen, Partikelwörterbuch des Russischen) sowie in eine Reihe von Sprachlehrbüchern für die Schule und die osteuropaorientierte Öffentlichkeit und Wirtschaft ein.
Die sprach- und kulturwissenschaftliche Südslawistik fokussiert das Verhältnis von Ethnos, Nation und Sprache auf dem Balkan und erforscht in mehreren Projekten Minderheiten- und Mischsprachlichkeit sowie Sprachtodphänomene.