Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Institut für Slawistik und Hungarologie

Nachruf auf Prof. Dr. Anka Bergmann

15. April 2025

Foto: privat

Wir trauern um unsere Kollegin Prof. Dr. Anka Bergmann

Das Institut für Slawistik und Hungarologie trauert um die Kollegin Prof. Dr. Anka Bergmann, die am 31. März nach schwerer Krankheit verstorben ist. Anka Bergmann war seit 2007 Professorin für Fachdidaktik Russisch und hat sich jahrelang für die Belange des Instituts sowohl in Forschung und Lehre als auch in der akademischen Selbstverwaltung mit sehr großem Engagement eingesetzt. Ein Nachruf von Prof. Dr. Stephan Breidbach.

 

Nach dem Studium der Russischen Sprache und Literatur und Pädagogik in Moskau, das sie als Diplomslawistin und Diplomlehrerin abschloss, und einer Promotion an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald habilitierte sich Anka Bergmann als Stipendiatin des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2007 ebenfalls in Greifswald im Fach Slawische Sprachwissenschaft.

Als Fachdidaktikerin an der Humboldt-Universität befasste sie sich mit den Besonderheiten und Bedürfnissen sprachlich heterogener Lerngruppen und der Frage, auf welche Weise der Russischunterricht ihnen gerecht werden könne. Insbesondere die Implikationen sprachlicher Heterogenität, die sich aus der Begegnung von Anfangslernenden und Herkunftssprachensprechenden im Fremdsprachenunterricht Russisch ergab, waren ein von ihr intensiv beforschtes Feld. Ihre Aufmerksamkeit galt weiterhin sprachenpolitischen Themen sowie der Frage nach sprachenpädagogischer Sensibilität in den gesellschaftlichen Kontexten. Für Ihre Arbeit hat sie verschiedene Ehrungen erfahren, u.a. die Puschkin-Medaille der Internationalen Assoziation der Russischlehrkräfte im Jahr 2014.

Doch nicht nur die sich über die Zeit hinweg verändernden Voraussetzungen, mit denen Lehrer*innen und Lernende Russischunterricht als gemeinsame Praxis gestalten, sondern auch die Veränderung des Faches selbst, seine Zielsetzungen und didaktischen Grundlagen hatte Anka Bergmann im Blick. Diese Veränderungen mit ihren Lehramtsstudierenden zu reflektieren und die Implikationen für den Russischunterricht zu erkennen, war die Grundlage ihrer Lehre. Vor diesem Hintergrund erschließt sich auch ihr Engagement in zahlreichen wissenschaftlichen und berufsständischen Fachgesellschaften und sprachenpolitischen Verbünden, in denen sie u.a. hochrangige Funktionen inne hatte. Anka Bergmann war über viele Jahre im Vorstand des heutigen Fachverbands „Slawische Sprachen und Mehrsprachigkeit“ (vormals „Russisch und Mehrsprachigkeit“) aktiv, davon seit 2013 für neun Jahre als dessen Erste Vorsitzende.

Engagement für die BUA und Circle U

Innerhalb der Humboldt-Universität stand Anka Bergmann für eine fächer- und fakultätsübergreifende Zusammenarbeit. Noch 2023 war sie Mitorganisatorin des Fremdsprachendidaktischen Colloquiums Berlin-Brandenburg, das im Juni 2023 an der HU stattfand. An der Veranstaltung selbst konnte sie aufgrund ihrer schweren Erkrankung bereits nicht mehr teilnehmen. Die Förderung von Bildungschancen mehrsprachiger Lernender im Schulkontext war ihr ein wichtiges Anliegen, das sie ebenso zu Kooperationen mit dem Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft führte, wie auch zu Formaten des transdisziplinären Dialogs mit der Zivilgesellschaft im Rahmen der Berlin University Alliance (BUA). Auch die Anfangsphase von Circle U. gestaltete sie als Mitglied im Think-and-Do-Tank mit, aus dem später u.a. das CU-Multilingualism and Multiculturalism Lab hervorging.

Einsatz für den Russischunterricht in Zeiten des Krieges

Anka Bergmann bezog dezidiert Stellung zum Krieg Russlands gegen die Ukraine. Sie war sich bewusst, dass dieses zeithistorische Ereignis einschneidende Folgen sowohl für den schulischen Russischunterricht als auch für das berufliche Selbstverständnis von Russischlehrer*innen haben würde und dass damit auch ihr eigenes Fach, die Didaktik des Russischen, in seinem Selbstverständnis herausgefordert war. Solange ihre Kraft reichte, suchte Anka Bergmann daher die Begegnung und Zusammenarbeit mit Russischlehrer*innen in Fortbildungen und Workshops. Anka Bergmann war von 2016 bis 2020 Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Slawistik und Hungarologie. Als engagierte Vertreterin der Lehrkräftebildung an der Humboldt-Universität gehörte sie der Professional School of Education an, zuletzt auch als Mitglied des Institutsrats.

Abschied von einer anerkannten und humorvollen Kollegin

Wir trauern um eine Kollegin, die der Fachdidaktik Russisch als wissenschaftliche Disziplin ein klares und über die Grenzen Berlins hinaus anerkanntes Profil verliehen hat. Mit Anka Bergmann haben wir eine bildungs-, schul- und verbandspolitisch aktive, engagierte und über Sprachen- und Fächergrenzen hinaus sowie international anerkannte Kollegin und Brückenbauerin verloren. Nicht zuletzt wird auch ihr Humor, der es oft leichter machte, so manche Bürde des Alltags und Wirrungen des institutionellen Alltags zu tragen, vielen, die sie gekannt haben, fehlen. Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie und ihren Angehörigen, deren Trauer über den viel zu frühen Tod von Anka Bergmann wir teilen.

 

Im Namen der Professional School of Education und des Instituts für Slawistik und Hungarologie der HU Berlin: Prof. Dr. Stephan Breidbach, Institut für Anglistik und Amerikanistik, Fachdidaktik und Direktor der Professional School of Education

 

Traueranzeige für Prof. Anka Bergmann im Tagesspiegel vom 26.04.2025