Humboldt-Universität zu Berlin - Faculty of Language, Literature and Humanities - Institut für Slawistik und Hungarologie

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2022–2024 (MSCA-PF): Blackness Imagery in the Construction of European Identity/ies: The Case of the Czech Lands in a Transnational Perspective“, HU Berlin, mit Prof. Dr. Alfrun Kliems

Projektbeschreibung:

Das Projekt erforscht die Formen wie Funktionen imaginierter Schwarzer Menschen für die Konstruktion europäischer Identität/en, wobei die französisch-tschechischen und deutsch‑tschechischen Kulturbeziehungen und Transfers im Fokus stehen. Anthropologische Spektakel im Prag der Jahrhundertwende und ihre medialen Interpretationen sollten die symbolische Zugehörigkeit der böhmischen Länder zu den Kolonialmächten verdeutlichen. Ein solcher Ansatz, der auf Hierarchisierung von Menschen basiert, war jedoch bereits in der ideologischen Grundlage der tschechischen nationalen Wiedergeburt im frühen 19. Jahrhundert vorhanden. Neben den Diskursen, in denen die „Reife“ der tschechischen Nation betont wird, gibt es allerdings auch solche, die diese Hierarchien aufbrechen, wenn auch mit unterschiedlicher Motivationen. Mit dem Schwerpunkt auf dem „langen“ 19. Jahrhundert bis in die Zwischenkriegszeit umfasst die Untersuchung fünf miteinander verknüpfte Achsen: (1) „wissenschaftliche“ Herstellungsmodi von Schwarzer Alterität in den böhmischen Ländern; (2) Übersetzungen französischer Literatur mit „kolonialen“ Motiven ins Tschechische; (3) Darstellung von Schwarzer Menschen in der tschechischen Literatur; (4) Slawen/Tschechen-Bilder – Zuschreibungen der „schwarzen“ Identität in der deutsch- und französischsprachigen Literatur; (5) Instrumentalisierungen von Afrika-Metaphern und Kolonial‑Narrativen in deutsch-tschechischen Kulturbeziehungen. In diesem Sinne begreift das Projekt „(Selbst-)Afrikanisierung“ als rhetorische Strategie des symbolischen Ausschlusses der „anderen“ Europäer:in aus Europa, entweder durch die aufgezwungene Zuschreibung oder freiwillige Annahme einer Ersatzidentität (als Selbstausschluss). Methodologisch stützt sich das Projekt auf der Literaturgeschichte, der Übersetzungskritik und der vergleichenden Literaturwissenschaft. Der interdisziplinäre Ansatz, der postkoloniale Studien, Diskursanalyse und Erkenntnisse der Anthropologie sowie der historischen Linguistik umfasst, wird den mixophoben Rahmen der historischen Fachterminologie beleuchten, insbesondere in seinen geschlechtsspezifischen und intersektionalen Dimensionen. Mithin geht es um eine so nuancierte wie umfassende Betrachtung, inwieweit die kulturelle, künstlerische und wissenschaftliche Produktion einer „nicht-kolonialen“ kleinen Nation kolonial partizipieren kann – und zwar auch dann, wenn die Mitglieder dieser Nation selbst als kolonisierte Objekte betrachtet und dargestellt werden.

 

20212022: Teilnahme am Forschungsprojekt Le Cadavre en Représentation. Dire et montrer le corps mort dans la littérature et les arts russes des origines à nos jours, dir. Claire Delaunay, Sarah Gruszka (Sorbonne/CNRS), https://cadavre.hypotheses

 

2019 (DAAD): Das Modell der ‘europäischen’ Sprache, der (Lebens)künstlerroman und die Lektüre in den Schützengräben. Die Nietzsche-Rezeption in Mitteleuropa mit Fokus auf Böhmen zwischen 1900 und 1918“, Universität Heidelberg (JuniAugust), mit Prof. Dr. Urs Heftrich